Die Grundlagen für dein eigenes Portfolio

In diesem Artikel zeige ich dir, wie ein Portfolio aufgebaut wird, welche Anlagestrategien es gibt und wie man eine passive Anlagestrategie im Portfolio umsetzen kann.

Die verschiedenen Anlageklassen

Wenn du dein Geld in Wertschriften anlegst, kannst du zwischen unterschiedlichen Klassen von Wertschriften auswählen. Diese Klassen werden Anlageklassen genannt. Die zwei wichtigsten Anlageklassen sind Aktien und Obligationen. Dazu kommen Geldmarktanlagen, Immobilien, Rohstoffe (Gold) und alternative Investments.

Die Anlageklassen unterscheiden sich unter anderem bezüglich Renditen und Wertschwankungen (Risiko). Aktienpreise schwanken zum Beispiel stärker als Preise von Obligation. Dafür weisen Aktien eine durchschnittlich höhere Rendite als Obligationen auf.

Zusammenhang zwischen Risiko und Rendite

Wertschriftenanlagen sind immer mit dem Risiko verbunden, dass der Wert der Wertschriften abnimmt. Dabei steht das Risiko von Wertschriften in Verbindung zur erwarteten Rendite. Wer bereit ist, höhere Wertschwankungen in Kauf zu nehmen, wird mit einer langfristig höheren Rendite dafür entschädigt.

Mit Diversifikation das Risiko reduzieren

Neben einem langen Anlagehorizont (siehe Bereich Anlegen) kann das Risiko von Wertschriftenanlagen auch mit einem breit diversifizierten Portfolio reduziert werden. Eine Diversifikation ist sowohl auf Stufe Anlageklasse, als auch innerhalb einer Anlageklasse sinnvoll. Es lohnt sich, nicht bloss in eine Anlageklasse (z.B. Aktien) zu investieren, sondern ein Portfolio mit mindestens zwei Anlageklassen (Aktien und Obligation) aufzubauen.

Noch wichtiger ist die Diversifikation innerhalb einer Anlageklasse: Anstatt nur Aktien von einem Unternehmen zu kaufen, lohnt es sich in eine Vielzahl von Unternehmen zu investieren. Mit einem breit diversifizierten Portfolio, kannst du dein Portfoliorisiko senken, ohne dass dabei deine erwartete Rendite sinkt.

Vom Risikoprofil zum Portfolio

Damit ein Portfolio optimal zu deinen Zielen und deiner Person passt, ist es wichtig, dass du deine persönliche Risikofähigkeit und Risikobereitschaft bestimmst. Dies geschieht in der Regel mit Hilfe eines Fragebogens. Die Risikofähigkeit beurteilt deine Situation. Dazu zählt der Anlagehorizont, dein Wissen, deine Erfahrungen mit Wertschriften und deine finanzielle Situation. Die Risikobereitschaft andererseits misst deine persönliche Risikoneigung. Gemeinsam bilden Risikofähigkeit und Risikobereitschaft das Risikoprofil.

Die Anteile der verschiedenen Anlageklassen in deinem Portfolio ist von deinem Risikoprofil abhängig. Wenn du eine hohe Risikobereitschaft und Risikofähigkeit hast, dann ist für dich ein Portfolio mit einem hohen Aktien-Anteil ideal. Ein solches Portfolio weist zwar höhere Wertschwankungen auf, verspricht aber langfristig auch eine höhere Rendite.

Aktive vs. passive Anlagestrategie

Es gibt unzählige verschiedene Anlagestrategien, man unterscheidet aber grundsätzlich zwischen aktiven und passiven Anlagestrategien. Die zwei Merkmale einer aktiven Anlagestrategie sind:

  • Stock-Picking: Das heisst, man versucht, basierend auf den zur Verfügung stehenden Informationen, die attraktivste Anlagemöglichkeit (z.B. die attraktivste Aktie) zu finden.
  • Timing: Das bedeutet, man versucht Anlagen zu einem günstigen Zeitpunkt zu kaufen (wenn der Preis tief ist) und wieder zu verkaufen (wenn der Preis hoch ist).

Aktive Investoren versuchen mit Stock-Picking und Timing eine bessere Rendite als der Markt zu erzielen. Eine passive Anlagestrategie hingegen, verzichtet auf Stock-Picking und Timing und verfolgt stattdessen das Ziel, mit möglichst geringen Kosten die Marktrendite zu erzielen.

Die Ideen von Stock-Picking und Timing sind unbestritten sinnvoll. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Entwicklung an den Finanzmärkte kaum vorhersagbar ist. Es ist folglich fast unmöglich, im Voraus die Aktien mit den besten zukünftigen Renditen zu bestimmen.

Warum passive Anlagestrategien nach Kosten meistens höhere Renditen erzielen

Um zu beurteilen, ob sich die zusätzlichen Kosten (Recherche, Transaktionskosten etc.), die durch Stock-Picking und Timing lohnen, müssen die Nettorenditen nach Kosten von passiven und aktiven Anlagestrategien miteinander vergleichen werden.

Viele Studien haben gezeigt, dass der Grossteil der professionellen Investoren mit aktiven Anlagestrategien nach Kosten eine schlechtere Rendite erzielen, als mit einer vergleichbaren passiven Anlagestrategie. Der Grund dafür liegt wie bereits erwähnt darin, dass es sehr schwierig ist, die Entwicklung der Finanzmärkte und von einzelnen Wertschriften vorherzusagen.

Steigendes Interesse an passiven Anlagestrategien

Viele professionelle Investoren haben in den letzten Jahren erkannt, dass sich der zusätzliche Aufwand für Stock-Picking und Timing für sie nicht lohnt und haben deshalb von einer aktiven auf eine passive Anlagestrategie umgestellt. Da die zusätzlichen Kosten einer aktiven Anlagestrategie für Privatanleger noch höher sind als für professionelle Investoren, lohnt sich eine aktive Anlagestrategie für Privatanleger ziemlich sicher nicht.

Vorteile einer passiven Anlagestrategie

Eine passive Anlagestrategie ist für professionelle Investoren, aber inbesondere auch für alle, die selbst ein Portfolio aufbauen und verwalten sehr attraktiv. Denn sie bietet drei grosse Vorteile:

Automatisch gut diversifiziert

Wer mit einer passiven Anlagestrategie versucht die Marktrendite zu erzielen und somit ein Portfolio aufbaut, dass den Gesamtmarkt abbildet, ist automatisch gut diversifiziert. Das heisst, die Portfoliorendite ist nicht mehr von der Entwicklung einzelner Unternehmen abhängig, sondern von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dank guter Diversifikation wird so die Wertschwankung (Risiko) des Portfolios reduziert.

Weniger Aufwand und tiefere Kosten

Wer passiv investiert, muss sich nicht täglich mit den Finanzmärkten beschäftigen, um vermeintlich attraktive Unternehmen zu finden und gute Kauf- und Verkaufszeitpunkt zu erwischen. Es reicht wenn das Portfolio einmal jährlich im Rahmen des sogenannten Rebalancing überprüft wird. Dieses Rebalancing ist nötig, damit das Portfolio auch später jederzeit zu den Ziele und dem Risikoprofil passt.

Beim Rebalancing werden jedoch nur die Anteile der verschiedenen Anlageklassen falls nötig leicht angepasst. Das Portfolio bleibt grundsätzlich über Jahre unverändert. Man nennt eine passive Anlagestrategie deshalb oft auch Kaufen-und-Halten-Strategie. Eine solche Kaufen-und-Halten-Strategie reduziert nicht nur deinen Aufwand für die Portfolioverwaltung, sondern auch Transaktionskosten, welche die Portfoliorendite erheblich schmälern können. Mehr dazu erfährst du im Artikel Portfolioverwaltung.

Verhindert Fehlentscheidungen

Wie bereits erwähnt, lässt sich die Entwicklung an den Finanzmärkten nur schwer vorhersagen. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass man auf die falschen Unternehmen setzt, Aktien kauft wenn der Preis bereits hoch ist, und Aktien mit Verlusten zu spät verkauft. Man tappt dabei in verschiedene psychologische Fallen, welche im Fachbereich Behavioral Finance sogar wissenschaftlich untersucht werden. Und wenn du jetzt denkst, das passiert nur den anderen und dir nicht, dann bist du bereits in die Selbstüberschätzungsfalle getappt…

Wer eine passive Kaufen-und-Halten-Strategie verfolgt, muss sich diese Gedanken gar nicht erst machen. Denn bei dieser Strategie ist man in guten und schlechten Zeiten immer in den Markt investiert. Dies führt zwar in schlechten Zeiten zu (temporären) Verlusten, dafür verpasst man den nächsten Aufschwung sicher nicht und profitiert so langfristig vom Wirtschaftswachstum und steigenden Kursen.

Warum in der Vermögensverwaltung trotzdem aktive Anlagestrategien verfolgt werden

Während, wie bereits erwähnt, viele professionelle Investoren mittlerweile passive Anlagestrategien verfolgen, dominieren in der Vermögensverwaltung von Privatpersonen nach wie vor aktive Anlagestrategien.

Der Grund dafür ist nicht etwa, dass Banken bezüglich Stock-Picking oder Timing besser wäre als professionellen Investoren, sondern dass sie mit aktiven Anlagestrategien einfach mehr verdienen. Denn, die hohen Vermögensverwaltungsgebühren lassen sich nur mit aktiven Anlagestrategien rechtfertigen. Da aktive Anlagestrategien auch zu mehr Wertschriftentransaktionen führen, verdienen die Banken damit zusätzlich auch höhere Transaktionsgebühren. Mehr über die Kosten der Portfolioverwaltung erfährst du im Artikel Portfolioverwaltung.

Eine passive Anlagestrategie umsetzen

Wenn du mit deinem Portfolio eine passive Anlagestrategie verfolgen möchtest, sind Fonds und ETFs (Exchange Traded Funds), also börsengehandelte Fonds, eine grosse Hilfe. So kannst du günstig und einfach in hunderte Wertschriften (z.B. Aktien oder Obligationen) gleichzeitig investieren. Eine handvoll Fonds reicht somit bereits, um ein global diversifiziertes Portfolio mit mehreren Anlageklassen aufzubauen. Dank der geringen Anzahl Fonds kannst du somit deine Transaktionskosten tief halten.

Aufgrund der steigenden Beliebtheit von Fonds und insbesondere ETFs, sind in den letzten Jahren viele neue Produkte auf den Markt gekommen. So können Schweizer Anleger mittlerweile zwischen mehr als 1’000 Fonds und mehr als 1’000 ETFs auswählen. Da die Renditenunterschiede zwischen den einzelnen Fonds teilweise enorm sind, ist die richtige Auswahl der Fonds und ETFs für den langfristigen Erfolg des Portfolios entscheidend. Es eignen sich auch nicht alle Produkte für die Umsetzung einer passiven Anlagestrategie.